Katalog der Wandmalereien in den Kirchen und Kapellen Baden-Württemberg’s von der ottonischen Zeit bis zur Renaissance
von Dipl.-Ing. Klaus Klünder und Christa Regina Klünder

Z:

Zainingen

Zeutern

Zwiefaltendorf

Zarten

Zimmern

Zwingenberg

Zell am Neckar

Zöbingen

 

Zell unter Aichelberg

Zweiflingen

 

 

Zainingen (Gemeinde Römerstein, Kreis Reutlingen),
Evangelische Pfarrkirche St. Martin

Bereits 788 wurde Zainingen zum ersten Mal genannt. Zeichen des hohen Alters der Zaininger Kirche ist auch das Patrozinium des heiligen Martin. St. Martin ist eine alte Wehrkirche, die noch mit einer hohen Mauer umgeben ist. Wir haben heute  eine einschiffige Kirche aus dem Jahre 1476 vor uns, mit Flachdecke, einem polygonal geschlossenen, netzgewölbten Chor und einem Westturm. Während Renovierungsarbeiten in den Jahren 1952 bis 1956 wurde von Restaurator Manz, Stuttgart, auf der Südseite des Langhauses ein 1496 geschaffener, riesiger Christophorus freigelegt und konserviert. Auf der linken Schulter des Heiligen steht das Christkind. Im Gegensatz zu anderen Darstellungen erscheint St. Christo phorus gelassen; man hat nicht den Eindruck, daß er eine übermenschliche Last trägt.

 

Literatur:

Eva Heye, „Wandmalereien im Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern“, Manuskript, Tübingen vom 5. 10.1964.

Bruno Kadauke, „Wandmalerei der Gotik im südöstlichen Baden-Württemberg“, Reutlingen 1991, Seite 206.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg, Berlin, München 1964, Seite 552.

Lothar Gonschor, „Kulturdenkmale und Museen im Kreis Reutlingen“, Stuttgart 1989, Seiten 220 und 221.

„Der Kreis Reutlingen“, Herausgeber Gerhard Müller, Stuttgart und Aalen 1975, Seite 174.

Zurück zur Übersicht

 

 

Zarten (Gemeinde Kirchzarten, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald),
Katholische Kapelle St. Johannes der Täufer

Im 12. Jahrhundert Umbau der bereits stehenden Kapelle zu  einem heute in niedriger Ummauerung gelegenen Saalbau mit polygonalem Chor. Langhaus und Chor sind flach gedeckt.

Im Chor aus dem 16. Jahrhundert Wandmalereien, sie stellen Johannes den Täufer und die heilige Margareta dar.

Literatur:

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg II, Berlin, München 1997, Seite 856.

Emil Lacroix und Heinrich Niester, „Kunstwanderungen in Baden“, Stuttgart 1959, Seite 172.

Zurück zur Übersicht

 

 

Zell am Neckar (Ortsteil von Esslingen, Kreis Esslingen),
Evangelische Pfarrkirche (St. Johannes?)

Zell liegt in der Nachbarschaft von Esslingen, ebenfalls am Neckar, es wurde 1275 erstmals genannt. Die spätgotische evangelische Pfarrkirche liegt erhöht im ummauerten, wehrhaften Friedhof. Sie besitzt einen hochgotischen Chorturm mit kreuzrippengewölbtem Erdgeschoss (bei Dehio spätromanisch). 1975 wurde die Kirche abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Nur der Chorturm mit rechteckigem Chor und ein kurzes Stück der südlichen Langhauswand blieben erhalten. Im Jahre 1926 ließ das Landesamt für Denkmalpflege Wandmalereien freilegen; es wurden bis zu drei Schichten gefunden.

Ein älterer Zyklus unterhalb eines Wellenfrieses zeigt an der Nordwand Teile eines Heiligenlebens, sowie im Osten und Süden fragmentarische Darstellungen, die wohl im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden sind. Eine zweite Ausmalung in der Mitte des 14. Jahrhunderts überdeckte die Erstfassung. Sie besitzt einen Rosettenfries. Eine Schutzmantelmadonna unterhalb dieses Frieses im Süden gehört hierzu. An der Ostwand ist Christus als Weltenrichter mit Anbetenden fragmentarisch erhalten. Auf der Nord- und Südwand wurden oberhalb des Frieses Propheten dargestellt. In den vier Gewölbefeldern sind die Evangelistensymbole in gutem Zustand erhalten. Am Ansatz der alten südlichen Langhauswand sind schließlich ebenfalls Reste der zweiten Ausmalung und eines Heiligenzyklus’ aus dem späten 15. Jahrhundert zu sehen.

Literatur:

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg I, Berlin, München 1993, Seite 869.

Eugen Gradmann, „Kunstwanderungen in Württemberg und Hohenzollern“, Stuttgart 1979, Seite 82.

Norbert Bongartz und Jörg Biel, „Kunst, Archäologie und Museen im Kreis Esslingen“, Stuttgart 1983, Seite 120.

„Der Kreis Esslingen“, Herausgeber Hans Peter Braun, Stuttgart 1992, Seite 212.

Zurück zur Übersicht

 

 

Zell unter Aichelberg (Kreis Göppingen),
Evangelische Martinskirche

Zell u.A. liegt unweit des Albaufstiegs der Autobahn. Es wurde um 1140/1150 erstmals genannt und gehörte wohl zur Grafschaft Aichelberg. Zell kam 1334 zusammen mit der Burg an Württemberg. Die heutige Kirche wurde 1386 errichtet. Sie ist eine einschiffige gotische Westturmanlage mit Rechtecksaal. Der Chor ist polygonal, dreiseitig geschlossen und nicht eingezogen!

1907 wurden Wandmalereien aus der Zeit um 1430 freigelegt. Bei der letzten Innenrenovierung im Jahr 1963 restaurierte Adolf Schwenk, Ulm, die Kirche. Es sind zwei Wandmalereien von je drei Streifen erhalten: I. Das Weltgericht. Zu sehen sind noch auf der Langhaus-Nordwand die Apostel Philippus, Matthias, (?), Simon Zelotes, Thomas? Petrus steht am Tor zum himmlischen Jerusalem. Bei weit aufgerissenem Maul wird der Höllenrachen gefüttert. II. Ebenfalls auf der Langhaus-Nordwand ist die heilige Veronika mit dem Schweißtuch sowie ihre Umgebung gemalt. III. Die Kindheit Jesu. Auf der Chorwand, beginnend an der Nordwand: Mariä Verkündigung, ein großes, besonders auffälliges Bild der drei Könige, Beschneidung, Darstellung im Tempel, Kindermord von Bethlehem, Flucht nach Ägypten. IV. Die Leidensgeschichte. Gleichfalls im Chor, aber an der Langhaus-Nordwand beginnend: Ölbergszene, Dornenkrönung, Geißelung, Kreuztragung (Fensterlaibung), Kreuzigung, Grablegung. V. Apostelmartyrium; an der Nordwand und an der Chorwand: Johannes der Evangelist, die Heiligen Thomas, Jakobus der Jüngere, Jakobus major, Philippus und Andreas in ihren Martyrien. Die Bilder sind von herausragender Ausdruckskraft.

Literatur:

Heribert Hummel, „Wandmalereien im Kreis Göppingen“, Weißenhorn 1978, Seiten 122 und 123, Abb. 28 bis 31.

„Der Kreis Göppingen“, Herausgeber Walter Ziegler, Stuttgart 1985, Seiten 226 und 227.

„Heimatbuch des Landkreises Göppingen“, Herausgeber Landkreis Göppingen, Göppingen 1956, Seite 417.

Adolf Schahl, „Kunstbrevier Neckarschwaben“, Stuttgart 1966, Seite 155.

Manfred Akermann, „Kunstwerke im Landkreis Göppingen“, Göppingen 1965, Seiten 182 und 183.

Kurt und Gretl Hoffmann, „Architekturführer Stuttgart und Umgebung“, Stuttgart 1979/1980, Seite 65.

Dr. Max Miller und Dr. Gerhard Taddey, „Handbuch der historischen Stätten Deutschlands“, Band Baden-Württemberg, Stuttgart 1980, Seiten 907 und 908.

Dietrich Pfleiderer, „Gotische Wandmalerei in Schwaben“, Dissertation Bonn, Bottrop 1935, Seiten 22, 25 und 61.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg I, Berlin, München 1993, Seite 869.

Zurück zur Übersicht

 

 

Zeutern (Gemeinde Ubstadt-Weiher, Kreis Karlsruhe),
ehemalige katholische Pfarrkirche St. Martin

Zeutern wurde im Jahre 770 erstmals genannt. Es liegt nordöstlich von Bruchsal. Von der gotischen Kirche aus dem Jahre 1409 blieb nur der Chorturm erhalten. Der Chor ist quadratisch und besitzt im Norden, Osten und Süden je ein Fenster. Das Schiff wurde 1770 neu errichtet. Die Kirche dient heute als Aussegnungskapelle.

In den Jahren 1911 und 1912 wurden im Chor umfangreiche Wandmalereien aus der Zeit um 1480 und 1530 freigelegt. Auf der Westwand über dem Chorbogen beginnen die Bilder mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige; darunter sind fragmentarisch heilige Personen zu sehen, sowie bruchstückhaft die Verkündigung und die Darstellung im Tempel. Auf der Nordwand folgen oben der Kindermord zu Bethlehem und die Flucht nach Ägypten, darunter der Einzug in Jerusalem und die Ölbergszene. Auf dem untersten Bildstreifen ist die Grablegung wiedergegeben und ein nicht mehr deutbares Bild. Es folgt auf der Ostwand oben, sehr unvollständig, eine Gestalt und ein Engel vor dem leeren Grab? Darunter der Judaskuß, Christus vor Kaiphas, Geiselung und die Dornenkrönung. In der unteren, dritten Reihe ist die Auferstehung, Nolimetangere, die Himmelfahrt und das Pfingstwunder erhalten. Auf der Südwand ist oben die Geburt Christi und die Versuchung Christi in der Wüste dargestellt; darunter sind die Bilder fast ganz zerstört, es ist noch die Kreuztragung zu erkennen. In der dritten Reihe ist der heilige Martin und der Tod Marias zu sehen. In den Feldern des Rippengewölbes sind die Kirchenväter und die Evangelistensymbole gemalt. In den Fensterlaibungen sind von den Aposteln nur noch von fünfen die Köpfe übrig geblieben.

Literatur:

Max Miller und Gerhard Taddey, „Handbuch der historischen Stätten Deutschlands“, Band Baden-Württemberg, Stuttgart 1980, Seite 908.

Emil Lacroix und Heinrich Niester, „Kunstwanderungen in Baden“, Stuttgart 1959, Seiten 291 uns 292.

„Der Landkreis Bruchsal“, Herausgeber Konrad Theiss, Aalen 1968, Seite 83.

Hans Rott, „Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Bruchsal, Tübingen 1913, Seiten 346 bis 348.

Zurück zur Übersicht

 

 

Zimmern (Gemeinde Schwäbisch Gmünd, Ostalbkreis),
Katholische Johanneskapelle

Die am linken Remsufer auf einer kleinen Anhöhe stehende gotische Kapelle wurde 1372 erstmals genannt (die weltliche Gemeinde ist bereits 839 beurkundet). Die Kapelle ist ein einfacher Rechtecksaal mit Holzdecke, sie wurde wohl im späten 13. Jahrhundert errichtet; auf der Westwand besitzt sie einen schlichten Dachreiter. Durch den Restaurator A. Schenk, Schwäbisch Gmünd, wurden 1936 im Langhaus Wandgemälde freigelegt und renoviert. Nur auf der Langhaus-Südwand und im Altarraum waren sie erhaltenswert.

Auf der Südwand sind in zwei Reihen Bilder aus der Kindheit Jesu gemalt: Obere Reihe: Geburt Christi und Anbetung der Könige; untere Reihe: bethlehemitischer Kindermord und der Jesusknabe im Tempel. Im Altarbereich sind aus der Leidensgeschichte dargestellt: die Ölbergszene, die Gefangennahme und das Verhör Christi. Anschließend folgen in eigenartiger Ordnung die Heimsuchung, Zacharias im Tempel und Johannes der Täufer (Patron der Kapelle!). Unterhalb von Zacharias sind Maria und Elisabeth mit ihren Kindern gemalt. Die Wandmalereien dürften im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts entstanden sein. 1974 wurde das Kapelleninnere renoviert.

Literatur:

Konrad A. Theiss, „Kunst- und Kulturdenkmale im Ostalbkreis“, Stuttgart 1989, Seite 345.

Kirchenführer von H. Kissling, „Die Johanneskapelle in Zimmern“ aus dem Heimatbuch von Zimmern.

„Der Ostalbkreis“, Herausgeber Diethelm Winter, Stuttgart 1992, Seite 364.

Zurück zur Übersicht

 

 

Zöbingen (Gemeinde Unterschneidheim, Ostalbkreis),
Katholische Pfarrkirche St. Mauritius

Zöbingen, in der Nachbarschaft von Ellwangen gelegen, ist vor allem durch seine 1718 bis 1737 erbaute barocke Wallfahrtskirche St. Maria von Gabriel Gabrieli bekannt. Die Pfarrkirche St. Mauritius tritt ihr gegenüber in den Hintergrund. Der Ort war im Jahre 1239 im Besitz der Grafen von Oettingen. 1810 kam er zu Württemberg. Die im Ursprung gotische Kirche wurde 1394 errichtet. Der Sockel des Turmes ist noch romanisch. Bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1988 wurden im eingezogenen Chor Reste gotischer Wandmalerei rund um die ebenfalls gotische Sakramentsnische freigelegt. Sie dürften Mariä Verkündigung darstellen (schlecht sichtbar).

Literatur:

Konrad A. Theiss, „Kunst- und Kulturdenkmale im Ostalbkreis“, Stuttgart 1989, Seiten 371 bis 374.

„Der Ostalbkreis“, Herausgeber Diethelm Winter, Stuttgart 1992, Seite 371.

Max Miller und Gerhard Taddey, „Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands“, Band Baden-Württemberg, Stuttgart 1980, Seite 909.

Zurück zur Übersicht

 

 

Zweiflingen (Hohenlohekreis),
Evangelische Filialkirche (St. Nikolaus)

Die Chorturmkirche von Zweiflingen wurde im 12./13. Jahrhundert errichtet, das Schiff wurde jedoch 1885 neu erbaut. Der gedrungene massige Chorturm besitzt mittelalterliche Wandmalereien aus der Zeit um 1300 und 1500. 1962 wurden die Gemälde freigelegt. Im Gewölbe des eingezogenen, quadratischen Chores sind von 1300 verblaßte Medaillons mit den vier Evangelistensymbolen erhalten. Leider wurden die Wandmalereien stark übergangen. Unter dem Gewölbe ist im Tonnenansatz und an der Ostwand aus der Zeit um 1500 die Verkündigung, der ungläubige Thomas, der Gnadenstuhl und das Nolimetangere dargestellt. Die Fenster besitzen Umrahmungen aus Rollwerk.

Literatur:

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg, Berlin, München 1964, Seite 555.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg I, Berlin, München 1993, Seite 874.

Eugen Gradmann, „Kunstwanderungen in Württemberg-Hohenzollern“, Stuttgart 1979, Seite 159.

Adolf Erdmann u.a., „Radeln, Wandern, Entdecken“, Herausgeber Evangelische Dekanat Öhringen, Öhringen 1995, Seite 107.

Zurück zur Übersicht

 

 

Zwiefaltendorf (Kreis Biberach),
Katholische Annakapelle (bei Dehio Marienkapelle)

        

Die große Kapelle, jenseits der Donau auf einer Anhöhe gelegen, wurde 1509 gestiftet. Sie ist ein spätgotischer Rechteckbau mit eingezogenem und dreiseitig geschlossenem Chor. Während das Schiff eine flache Holzdecke besitzt, hat der Chor ein Kreuzrippengewölbe. Auf der Westwand sitzt ein Dachreiter. Am niedrigen Rundbogen ist die Jahreszahl 1510 angebracht,

Bereits 776 wurde Zwiefaltendorf genannt, 1441 ging es an Württemberg (verschiedene Lehensverhältnisse).

In den 80iger Jahren wurden im Chor Wandgemälde freigelegt und restauriert. Sie stammen aus dem späten 16. oder dem frühen 17. Jahrhundert. Die Bilder sind in gutem Zustand und decken außer dem westlichen Bogen alle Wände, mit der Nordwand beginnend und der Südwand endend. Nordwand: Es folgen nacheinander Gottvater und drei Heilige, die vierzehn Nothelfer (die Mutter Gottes schwebt über ihnen) und die Verkündigung. Nordostwand: Mariä Krönung. Südostwand: die heilige Anna Selbdritt mit Joseph, Joachim, Zebedäus und Tadäus. Südwand: auf der langen Chorwand mit zwei Fenstern sind die Kirchenväter dargestellt: Ambrosius, Gregor, Hieronymus und Augustinus. Schließlich am Ende der Südwand, zum Schiff hin, Gottvater(?) und vier Heilige.

Literatur:

„Der Landkreis Biberach“, Band II, Herausgeber Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Sigmaringen 1990, Seite 519.

Alfons Kasper, „Kunstwanderungen kreuz und quer der Donau“, Schussenried 1965, Seiten 29 und 32.

Adolf Schahl, „Kunstbrevier Oberschwaben“, Stuttgart 1961, Seite 188.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg, Berlin, München 1964, Seite 557.

Zurück zur Übersicht

 

 

Zwingenberg (Neckar-Odenwald-Kreis),
Schloß, „Alte Kapelle“

Erste Nennung der Zwingenberger im 13. Jahrhundert. 1403 wurde die Burg Besitz der Herren von Hirschhorn. Nach deren Erlöschen 1632 kam sie 1751 an die Kurpfalz. 1806 ging sie in den Besitz der großherzoglichen Badener über. Eine vortrefflich erhaltene große Burganlage! Sie besitzt in der „Oberen Burg“ die „Alte Kapelle“, die 1424 geweiht wurde. Die  kleine Kapelle  ist ein Rechteckraum mit Tonnengewölbe und Rundbogentür. Sie hat aus der Zeit um 1420 Wandmalereien in einem einmaligen Umfang (mehr als 60 Gemälde!). Abgesehen vom Verlust der unteren von drei Reihen durch Übertünchen sind die Wandmalereien fast vollständig erhalten. Sie wurden von einem schwäbischen Meister geschaffen, bei welchem schon der Einfluß des weichen Stils sichtbar ist. Anfang der siebziger Jahre wurden die Gemälde durch P. V. Feuerstein, Neckarsteinach, restauriert. Vier Wände: Fensterwand, Türwand, westliche und östliche Längswand wurden bemalt; hinzu kommt die Tonne. Auf der Fensterwand sind vor allem eine große, personenreiche Kreuzigung, die Madonna im Strahlenkranz, die Anbetung der drei Könige, sowie bedeutende Einzelpersonen wie die Heiligen Veit, Ursula und Dionysos gemalt. Auf der Türwand sind unter anderem die Verkündigung, die Heiligen Martin, Agatha und Walpurga zu nennen. Im Tonnengewölbe ist Christus in der Mandorla mit den vier Kirchenvätern und den Evangelistensymbolen dargestellt. Auf der westlichen Längswand sind 20 von 24 Einzelpersonen noch sichtbar: Die Heiligen Johannes der Täufer, Paulus, Katharina, Barbara, Dorothea, Agnes, Margareta, Cäcilia und die zwölf Apostel. Auf der östlichen Längswand sind 15 von 22 Gemälden erhalten: In einer Mauernische der Schmerzensmann, die Heiligen Eustachius, Mauritius, Georg, Wenzel, David, Moses, Karl der Große(!), Heinrich II (!), Brigitta, Elisabeth, Ägidius und Christophorus.

Literatur:

Ludwig Leutz, „Die Wandgemälde in der Burgkapelle zu Zwingenberg“, Darmstadt 1893, 32 Seiten, 35 Abbildungen.

„Der Neckar-Odenwald-Kreis“, Herausgeber Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Sigmaringen 1992, Seite 809.

Emil Lacroix und Heinrich Niester, „Kunstwanderungen in Baden“, Stuttgart 1959, Seite 368.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg I, Berlin, München 1993, Seite 874.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg, Berlin, München 1964, Seite 558.

„Der Kreis Mosbach“, Herausgeber Konrad Theiss und Hermann Baumhauer, Aalen 1967, Seiten 63, 64 und 74.

Heinrich Niester, „Die Instandsetzungsarbeiten auf der Burg Zwingenberg am Neckar, Rhein-Neckar-Kreis“, Denkmalpflege in Baden-Württemberg, April-Juni 1973, 2. Jahrgang, Seiten 18 bis 25.

Ulrike Claviez, „Die Wandmalereien der Veitskapelle in Stuttgart-Mühlhausen“, Dissertation, Tübingen 1976, Seite 150.

Alfred Stange, „Deutsche Malerei der Gotik, Südwestdeutschland in der Zeit von 1400 bis 1450“, Band IV, Berlin, München 1951, Seite 87.

„Reclams Kunstführer“, Band Baden-Württemberg, Stuttgart 1979, Seiten 846 und 847.

Zurück zur Übersicht

 


Startseite ●  Einleitung ●  Kirchen ●  Biographie ●  Literatur ●  Kontakt ●  Impressum

© Sämtliche Inhalte dieser Seiten sind urheberrechtlich geschützt!